Tanja Kvobel
©  Bestattungshaus Anita Märtin GmbH

Zunächst einmal, wie kam es zur Übernahme des Bestattungshaus Anita Märtin GmbH in 2020?

Es kam durch die Bekanntschaft meines Cousins mit der Bestatterin, die letztendlich zur Übernahme geführt hat. Er hat mir schon viele Jahre zuvor nahegelegt, mir das Geschäft einmal anzusehen. Jedoch war ich lange nicht bereit, mich persönlich für den Beruf als Bestatterin zu öffnen.

Sie kommen ursprünglich aus einem ganz anderen Fach – der Altenpflege. Welche Aspekte haben Sie am Quereinstieg in die Branche gereizt?

Die Selbstständigkeit war schon immer ein großes Thema. Meine gesamte Familie ist im Bereich des Handwerks selbstständig. In der Pflege selbst habe ich mich nie gesehen, ich habe dann mit einem Bekannten ein Gartenbauunternehmen gegründet. Dort hat mir die Arbeit und der enge Bezug zum Menschen gefehlt und so habe ich immer wieder über meinen Cousin und die Bestatterin nachgedacht. Der Bestattungsberuf erfüllt mich mit allem, was mich daran gereizt hat. Die intensive Arbeit mit Trauerfamilien, das Handwerkliche im Umgang mit den Särgen, viel Organisation und immer Abwechslung. Kein Abschied ist derselbe.

Was waren konkret die ersten Schritte?

Zunächst bin ich zwei Wochen in einer Art Probearbeit mitgegangen, um die Arbeit als auch die Inhaberin kennenzulernen. Als ich mir sicher war – und auch sie sich mit mir sicher war – haben wir jeweils zwei externe Berater hinzugezogen. Die sind selbst private Unternehmer und begleiten Übernahmen professionell in sämtlichen Bereichen. Diese Vorgehensweise kann ich jedem nur empfehlen.

Was waren die größten Herausforderungen für Sie?

Manchmal habe ich mich schneller eingefunden als meine Vorgängerin sich lösen konnte. Auch hier standen uns die beiden Berater – gerade bei Konflikten – stets zur Seite. Am Ende haben wir den Prozess von den geplanten zwei Jahren auf ein Jahr verkürzt, um die Übernahme erfolgreich abschließen zu können.

Haben Sie dafür eine GmbH gegründet oder bestand diese bereits: Was waren die Vorteile?

Die GmbH bestand bereits und wurde so übernommen. Der Vorteil war natürlich, dass etwa eine Haftungsbeschränkung von Anfang an bestand. Dennoch hätte ich selbst in diesem Bereich keine GmbH gegründet. Es ist, was unter anderem die Buchführung anbelangt, sehr kostenintensiv und in dieser Branche nicht unbedingt nötig. In anderen Branchen, in denen es bei Einzelaufträgen um viel höhere Summen geht, ist eine GmbH sicher von Vorteil.

Sie haben sich entschieden, den Namen Ihres Unternehmens von Ihrer Vorgängerin zu behalten. Warum?

Die Menschen kennen den Namen bereits. Das schafft gleich von Beginn an ein anderes Vertrauen und bringt Kundschaft, die quasi von allein kommt. Ein Wechsel des Namens ist zumindest in dieser Branche die ersten Jahre danach nur nachteilig.

Sie haben seitdem von drei auf vier Filialen im Raum Stuttgart expandiert. Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Skalierung seit der Übernahme?

Ich habe nach der Übernahme nach Renningen expandiert – und der Erfolg ist messbar. Es ist auch hier deutlich leichter, auf bestehende Mauern aufzubauen, anstatt bei Null zu beginnen. Zwar sind wir noch lange dabei, einiges umzustrukturieren und zu erneuern, damit es wirklich meinen Vorstellungen von meinem Unternehmen entspricht. Aber es ist, denke ich, kein Nachteil im Vergleich zu einem Neustart.

Wie geht es mit Ihrer Firma weiter: Welche Pläne haben Sie?

Wir blicken auf eine ordentliche Umsatzsteigerung in eineinhalb Jahren zurück und wollen erst einmal festigen, was wir erreicht haben. Danach planen wir, eventuell mit noch ein oder zwei Standorten zu expandieren.

Was ist Ihr Rat für Gründende heute?

Ein unermüdlicher Glaube an die eigenen Ziele und Tatendrang, das braucht Ihr und am Anfang zumindest 24/7. Scheut Euch auf keinen Fall, um Rat zu Fragen, egal wo und bei wem. Man muss nicht gleich alles können und wissen. Man muss nur wissen, wo man sich die Antworten holen kann.

Stand: September 2022