Anna-Lena Nissen
Anna-Lena Nissen ©  Anna-Lena Nissen

Frau Nissen, Sie haben mit 26 Jahren den Hamburger Raumausstatter-Meisterbetrieb Sprungfeder übernommen – und damit den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ganz schön mutig, oder?

Für mich war das der logische nächste Schritt. Nach meinem Meister wusste ich, dass ich mich als Raumausstatterin selbstständig machen möchte.

Wie kam es zur Übernahme des Betriebs?

Ich hatte in dem Betrieb vor acht Jahren gearbeitet. Der Kontakt zum Inhaber blieb nach meinem Weggang bestehen. Als ich meinen Meisterbrief in der Tasche hatte, eröffnete mir der Altinhaber, dass er in den Ruhestand gehen wolle und mich als Nachfolgerin im Auge habe.

Und wie ging es dann weiter?

Ich habe kurz überlegt und dann Interesse signalisiert. Zu klären war dann „nur“ noch das Finanzielle.

Wie sind Sie da vorgegangen?

Ich habe mir Unterstützung von der Handwerkskammer Hamburg geholt. Dort kann man eine Betriebsberatung in Anspruch nehmen. Dabei prüft eine neutrale dritte Person den Wert eines Unternehmens. Der Dienst wird kostenfrei angeboten. Das war sehr hilfreich. Somit mussten weder ich noch mein Vorgänger das Gefühl haben, beim Kauf beziehungsweise Verkauf über den Tisch gezogen zu werden.

Wie haben Sie den Kauf finanziert?

Über einen Kredit. Ich habe – ebenfalls mit Unterstützung der Handwerkskammer Hamburg – einen Businessplan erstellt. Mit meinen Unterlagen bin ich dann zur Hamburgischen Investitions- und Förderbank. Da ging dann alles recht schnell, nach gut sechs Wochen bekam ich die Zusage.

Was haben Sie bei der Betriebsübernahme alles übernommen?

Ich besitze nun eine 110 Quadratmeter große Werkstatt – und einen über die Jahre gewachsenen Kundenstamm. Den Betrieb gibt es bereits seit 33 Jahren. Die Angestellten wurden von mir nicht übernommen.

Und jetzt arbeiten Sie auch allein?

Nein, seit Frühjahr 2022 habe ich eine Mitarbeiterin. Sie ist ebenfalls Meisterin.

Wie hat sich die Mitarbeitersuche gestaltet?

Ich habe eine Anzeige bei der Agentur für Arbeit geschaltet. Daraufhin flatterten die Bewerbungen nur so bei mir ein. Ich lud die Interessenten zum Vorstellungsgespräch ein und ließ sie probearbeiten. Ich wusste dann recht schnell, wer passt und wer nicht und habe knallhart aussortiert.

Wie sieht Ihr Alltag als selbstständige Raumausstatterin aus?

Was ich an dem Beruf so schätze ist die Abwechslung. Ich bin einerseits viel unterwegs, um mit den Kunden die Projekte zu planen oder vor Ort die Montage vorzunehmen. Andererseits stelle ich in der Werkstatt maßgeschneiderten Licht-, Sicht- und Sonnenschutz her und polstere Stühle, Sessel und Ähnliches. Last but not least: Bürotätigkeiten fallen natürlich auch an, also das heißt Rechnungen und Angebote schreiben oder Anfragen beantworten. Ein Nine-to-Five-Job ist das nicht.

Haben Sie Pläne für die Zukunft?

Erst einmal möchte ich alles so weiterführen wie bisher, denn es läuft sehr gut. Zwei Vorhaben habe ich allerdings schon im Kopf: Ich möchte das Firmenlogo abändern und ausbilden.

Verraten Sie doch noch zuletzt: Warum sind Sie Raumausstatterin geworden?

Alles begann mit einem Orientierungspraktikum zu Schulzeiten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts über den Beruf. Und dann war es einfach Liebe auf den ersten Blick.

Stand: August 2022

Raumausstatterin Anna-Lena Nissen von der Hamburger Firma „Sprungfeder“
Raumausstatterin Anna-Lena Nissen von der Hamburger Firma „Sprungfeder“