Marcus Zink, Martin Krizischke
Marcus Zink, Martin Krizischke ©  IHK Halle-Dessau, Ulf Rostalsky

Herr Zink, vor zwei Jahren haben Sie einen Nachfolger für Ihr Unternehmen gesucht. Wie kam es dazu?

Zink: Aufgrund meiner zusätzlichen Tätigkeit als externer Datenschutzbeauftragter und IT-Sachverständiger hatte ich einfach zu wenig Zeit, um den Betrieb mit seinen vier Mitarbeitern erfolgreich weiter zu führen Und weil ich das Unternehmen nicht einfach schließen wollte, habe ich jemanden gesucht, der es übernimmt und gemeinsam mit den Mitarbeitern weiterentwickelt.

Sie hatten dazu ein Inserat in der nexxt-change-Unternehmensnachfolge-börse aufgegeben.

Zink: Ja, daraufhin meldeten sich vier Interessenten, wobei drei davon ganz klar nicht in Frage kamen. Die hatten weder Führungserfahrung noch wussten sie, was es bedeutet, ein Unternehmen in Vollzeit zu führen. Aber als ich dann das erste Mal mit Herrn Krizischke telefonierte, hatte ich gleich den Eindruck, dass er der Richtige ist. Zum einen hatte er schon einige IT-Systemhäuser gegründet bzw. übernommen und zum anderen stimmte auch persönlich die Chemie zwischen uns.

Herr Krizischke, welchen Zweck haben Sie mit der Übernahme verfolgt?

Krizischke: Ganz einfach: Meiner Erfahrung nach bietet der Zukauf eines Betriebs eine gute Möglichkeit, das eigene Unternehmen zu erweitern. Man übernimmt den Kundenstamm und das Unternehmen ist vor Ort bekannt. Hinzu kommt, dass gerade in kleineren Städten die Kunden Wert darauflegen, von lokalen Dienstleistern betreut zu werden.

Das Unternehmen von Herrn Zink war nicht Ihre erste Unternehmensübernahme, oder?

Krizischke: Nein, neben dem Unternehmenshauptsitz, den ich 2008 in Berlin gegründet habe, hat die Bitstore Gruppe heute acht Niederlassungen im Land Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die meisten davon habe ich nach und nach mit Unterstützung der nexxt-change-Unternehmensnachfolgebörse im Rahmen einer Übernahme erworben. Dazu gehörte in 2017 auch die allerdata.IT GmbH in Lutherstadt-Wittenberg. Seit dem ist noch eine weitere Niederlassung hinzu gekommen und es wird sicherlich nicht die letzte bleiben.

Was hat den Ausschlag für den Betrieb in Wittenberg gegeben?

Krizischke: Zunächst einmal hat er alle grundsätzlichen Kriterien erfüllt: Die Branche und das Tätigkeitsprofil im Bereich Computer und Telefontechnik haben gepasst. Und der Standort ist nicht allzu weit von Berlin entfernt. Entscheidend war aber letztlich, dass das Unternehmen solide geführt wurde und vor Ort in Wittenberg einen guten Namen hat. Hinzu kamen die guten Kundenbeziehungen und qualifizierten Mitarbeiter.

Wie lange hat es gedauert bis die Übergabe unter Dach und Fach war?

Krizischke: Das ging schnell. Vom Erstgespräch bis zum Notartermin dauerte es ungefähr einen Monat. Wie bei jeder Übernahme gab es zwar etwas Sand im Getriebe, aber wir konnten alle Probleme lösen und die Firma läuft jetzt gut.

Herr Zink, Sie stehen nach wie vor in Verbindung mit Ihrem ehemaligen Unternehmen.

Zink: Das kann man so sagen. Als externer Datenschutzbeauftragter bin ich weiterhin in Kontakt mit den Kunden des Unternehmens. Abgesehen davon freut es mich, dass die allerdata IT weiterhin unter ihrem Namen firmiert und sich alles so gut entwickelt hat.

Herr Krizischke, gibt es einen Tipp, den Sie potenziellen Unternehmensnachfolgern geben können?

Krizischke: Ich denke, dass man seiner Branche treu bleiben sollte. Ich kenne viele Übernahmen, die nicht funktioniert haben und fast alle pleite gegangen sind, weil sich der Nachfolger mit der Branche nicht auskannte und sich damit völlig verhoben hat. Von daher ist es schon besser, wenn man zuvor als Angestellter oder eventuell im Rahmen eines Kleingewerbes Erfahrungen in der Branche gesammelt hat. Darüber hinaus sollte man sich nicht ausschließlich an den Unternehmenszahlen orientieren. Die „Chemie“ zwischen dem Unternehmer, den Mitarbeitern und den Kunden und dem Käufer ist mindestens genauso wichtig.

Zink: Dem kann ich nur zustimmen. Ich finde es auch aus Sicht des Übergebers wichtig, dass man mit dem Käufer auf einer Wellenlänge liegt.

Sie meinen, man darf die weichen Faktoren nicht unterschätzen?

Krizischke: Genau, deshalb sollte man als neuer Chef auch nicht gleich alles über den Haufen werfen, sondern erst einmal schauen, was gut läuft, was funktioniert und was nicht funktioniert. Wenn man einen Betrieb in einer anderen Region übernimmt, muss man wissen, dass die Mentalität dort eine ganz andere sein kann. Was in Berlin funktioniert, funktioniert nicht unbedingt in der Uckermark oder in der Lausitz. Das heißt, es braucht ein gewisses Fingerspitzengefühl, damit man die Leute vor Ort nicht verprellt. Ich habe viele Übernahmen beobachtet, bei denen die neuen Inhaber meinten, alles besser zu wissen. Dadurch haben sie leider viel kaputt gemacht und die Mitarbeiter demotiviert. Bei einer Unternehmensübernahme muss man einfach viele Dinge beachten. Und selbst dann gibt es immer noch jede Menge Überraschungen – selbst wenn man wie ich, bereits sieben Übernahmen hinter sich hat.

Stand: April 2018