Markus Scholz
Markus Scholz ©  Markus Scholz

Herr Scholz, Sie waren viele Jahre als Angestellter in der Elektrotechnikbranche tätig, wollten sich dann selbständig machen und haben sich daher für eine Unternehmensnachfolge entschieden. Warum?

Scholz: Ganz einfach: Wenn man bereits berufstätig ist, gut verdient und vor allem eine Familie zu versorgen hat, kann man nicht einfach mal eben so sein Einkommen “runterfahren“. Aus dem Grund hatte ich mich für eine Unternehmensnachfolge entschieden, denn anders als bei einer Neugründung erwirtschaftet man hier vom ersten Tag an Umsatz.

Wie sind Sie bei der Suche nach einem geeigneten Unternehmen vorgegangen?

Scholz: Ich habe nach einem Unternehmen im Großraum Hannover gesucht, das speziell in meinem Bereich, also in der Verbindungs-, Antriebs- und Anschlusstechnik sowie Industrievertretung unterwegs ist. In der nexxt-change Börse bin ich dann fündig geworden. Der ehemalige Eigentümer meines jetzigen Betriebs hatte dort inseriert. Er suchte einen ausgebildeten Elektrotechniker als Nachfolger.

Stand Ihnen bei den Vorbereitungen jemand zur Seite?

Scholz: Man braucht für den Übergabeprozess gute Berater und eine Bank, der man vertrauen kann. Das Problem ist, wenn man am Beginn seiner Gründungsvorbereitungen steht, sieht man oft „den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Das ist einfach so. Theoretisch stehen einem „gefühlt“ tausend Leute zur Verfügung, die einen unterstützen könnten. Aber daraus den oder die Richtigen zu finden, ist schon eine ziemliche Herausforderung. Letztlich konnte mir dann die Wirtschaftsförderung der Region Hannover einen Unternehmensberater empfehlen.

Eine Bank, die Ihr Vorhaben finanziert, hatten Sie offensichtlich auch gefunden.

Scholz: Ja, wobei ich mich im Nachhinein zuerst auf die Suche nach einem oder - besser noch - mehreren kompetenten Beratern konzentrieren und mich dann erst auf die Suche nach einer Bank machen würde. Anderenfalls läuft man Gefahr, dass die Bank die Zusammenarbeit mit einem bestimmten, von ihr genannten Berater zur Bedingung macht.

Das heißt, Sie würden heute bei der Vorbereitung einer Nachfolge anders vorgehen?

Scholz: Wenn ich noch einmal in derselben Situation wäre, würde ich mir zunächst ein Netzwerk aus geeigneten Beratern unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenstellen. Das dauert natürlich etwas, aber es gibt in jeder Stadt viele Anknüpfungspunkte. Man kann zum Beispiel Veranstaltungen von Unternehmerverbänden oder der Industrie- und Handelskammer besuchen und sich von den Unternehmern geeignete Berater und Banken empfehlen lassen. Und wenn unter den Unternehmern selbst Nachfolger sind, ist es natürlich hochinteressant, deren Erfahrungen zu hören.

Heute habe ich einen eigenen Beraterpool, auf den ich mich verlassen kann. Und selbstverständlich nehme ich auch an Veranstaltungen teil, wo ich meine Erfahrungen gerne an angehende Unternehmensnachfolger weitergebe. Damals war mir einfach noch nicht bewusst, wie wichtig dieser Austausch ist - insbesondere für die Gestaltung des Übergabeprozesses.

Vielleicht, weil man als Laie die Anforderungen an eine Nachfolge unterschätzt?

Scholz: Ja, eine Unternehmensübertragung ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Man kann auch nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass der Verkäufer „alle Karten auf den Tisch legt“. Da kann zum Beispiel so manches in den Bilanzen versteckt sein, was nur ein Profi erkennen kann. Der weiß dann einfach auch, welche Fragen gestellt werden müssen.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Übergabe entwickelt? Sind Sie zufrieden?

Scholz: Das Unternehmen hat sich gut entwickelt. Wir konnten weitere Kunden aus der Elektrotechnikindustrie gewinnen. Auch die drei Mitarbeiter, die ich damals mit übernommen hatte, sind nach wie vor im Betrieb. In Kürze werden wir uns räumlich verändern, um weiter zu wachsen. Außerdem möchten wir bestimmte Prozesse effizienter gestalten und werden uns dazu von einem Coach begleiten lassen.

Unter dem Strich: War es eine gute Entscheidung, sich als Nachfolger selbständig zu machen?

Scholz: Auf jeden Fall. Wenn man unter den Voraussetzungen, so, wie ich sie geschildert habe, eine Nachfolge angeht, kann ich das durchaus empfehlen. Man erfüllt sich ja damit nicht nur einen Traum, sondern – und das ist mindestens genauso wichtig – trägt auch dazu bei, Arbeitsplätze zu erhalten.

Stand: März 2018