Porträt von Daniel Friedrich
©  Friedrich Pesch GmbH

Herr Friedrich Sie haben sich im August 2019 dazu entschlossen, die Nachfolge im Betrieb von Herrn Pesch anzutreten. Wie kam es zu der Entscheidung?

Friedrich: Das Unternehmen verkauft Gastronomie-Großschirme und Beschattungslösungen im gewerblichen Bereich und bietet entsprechende Zusatzleistungen wie Beratung und Installation an. Ich wusste, dass Herr Pesch in Rente gehen wird und keine Kinder hat, die das Unternehmen übernehmen wollen. So kam es dann zu einem ersten Gespräch.

Und das verlief offensichtlich erfolgreich.

Friedrich: Ja, ich habe gleich gemerkt, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Das Gespräch verlief sehr offen und vertrauensvoll. Das Bauchgefühl hat einfach gestimmt.

Und wie sah es mit den Zahlen aus?

Friedrich: Auch die Zahlen waren in Ordnung. Der Betrieb ist zwar klein, aber insgesamt solide aufgestellt. Als Betriebswirt und langjähriger Geschäftsführer kann ich beurteilen, wie ein Unternehmen betriebswirtschaftlich dasteht. Aber ich bin ganz ehrlich: Das Bauchgefühl war für mich am Anfang das Entscheidende.

Trotz guten Bauchgefühls kann es bei den Zahlen am Verhandlungstisch hoch hergehen. Stichwort „Preisfindung“.

Friedrich: Natürlich sahen die Vorstellungen von Herrn Pesch anders aus als meine. Mir war zum Beispiel wichtig, dass ich den Kaufpreis nicht sofort komplett bezahle, weil man ja nie weiß, welche „Leichen im Keller“ noch auftauchen. Wir waren uns dann aber doch recht schnell einig, dass wir das unternehmerische Risiko ein Stück weit über die nächsten Jahre teilen. Letztlich war es die IHK Heilbronn, die da einen guten Kompromiss für uns gefunden hat. Sie hat auch das Verhandlungsgespräch moderiert. Überhaupt war die Unterstützung durch die IHK wirklich sehr gut.

Sie arbeiten zurzeit beide im Unternehmen?

Friedrich: Ich arbeite seit Mitte des Jahres hier als Geschäftsführer und betreue einen Teil der Kunden und bearbeite sowohl mit Herrn Pesch gemeinsam als auch allein eine Reihe von Projekten. Vereinbart ist, dass ich das Unternehmen zum 1. Januar 2020 komplett übernehme.

Man hört immer wieder, dass es für den ehemaligen Inhaber nicht einfach ist, sich von seiner Chefrolle zu lösen. Wie ist das bei Ihnen?

Friedrich: Das funktioniert bei uns sehr gut. Wir haben alle Aufgaben zwischen uns aufgeteilt. Herr Pesch schreibt zum Beispiel die Angebote und ich übernehme die Abwicklung. Wir verstehen uns und sind sehr offen miteinander. Das ist letztendlich das Entscheidende.

Das klingt alles sehr harmonisch. Gab es denn auch irgendwelche Hürden?

Friedrich: Es ist schon so, dass die Theorie nicht immer der Praxis entspricht. Da können die Unternehmenszahlen noch so gut sein. Deswegen ist es wichtig, dass man im Unternehmen mitarbeitet, bevor man es komplett übernimmt. Und dass der Übergebende auch danach noch für einen gewissen Zeitraum im Unternehmen ist. Man merkt ja erst bei der konkreten Arbeit im Unternehmen, dass es doch noch sehr viele Detailfragen gibt. Da ist es schon gut, dass man sich mit dem Vorgänger jederzeit austauschen kann.

Wie sieht es aus mit den Mitarbeitern? Wenn sowohl der bisherige als auch der neue Chef im Unternehmen arbeiten, ist vielleicht nicht jedem Mitarbeiter so ganz klar, zu wem er mit seinen Fragen gehen soll.

Friedrich: Die Problemstellung gibt es - auch bei uns. Wir haben eine Handvoll Teilzeitkräfte. Das sind teilweise Studenten und andere Aushilfen. Herr Pesch und ich teilen uns aber die Kommunikation recht gut auf, weil wir verschiedene Aufgaben bearbeiten. Ab Januar habe ich dann das Zepter allein in der Hand und werde für alle Fragen und Anweisungen zuständig sein – auch gegenüber Herrn Pesch. Das kann dann schon eine Herausforderung werden.

Wie soll es darüber hinaus weitergehen?

Friedrich: Die nächsten Schritte sind, das Unternehmen am Markt gut zu platzieren, noch einmal eine Wettbewerbsanalyse durchzuführen, die Kundenbetreuung zu intensivieren und das Portfolio zu erweitern. Alles in allem wird es voraussichtlich ein bis zwei Jahre dauern bis das Unternehmen neu aufgestellt ist.

Zu guter Letzt: Was würden Sie anderen nachfolgeinteressierten Gründerinnen und Gründern empfehlen?

Friedrich: Aufgrund meiner Erfahrungen mit den Banken würde ich jedem empfehlen, Eigenkapital mitzubringen. Ohne Eigenkapital und ohne Sicherheiten klappt es nicht mit der Finanzierung. Ich muss aber auch sagen, dass die Banken mich sehr gut begleitet haben – auch wenn es nicht immer einfach war.

Außerdem würde ich jeder Gründerin und jedem Gründer empfehlen, dass er einen Berater an Bord hat, dem er vertrauen kann und bei dem er weiß, dass er die Zahlen im Blick hat. Obwohl ich mich als Betriebswirt mit langjähriger Erfahrung wirklich gut mit Unternehmenszahlen auskenne, ist es nicht immer einfach. Als Unternehmer bzw. Nachfolger muss man einfach an vieles denken. Da geht es um weit mehr als nur um betriebswirtschaftliche Themen. Insofern ist es gut, wenn man einen Berater an der Seite hat, der einen auf Ungereimtheiten aufmerksam macht.

Und nicht zuletzt kann ich jedem nur empfehlen, möglichst gut zu schlafen und entspannt zu bleiben.

Mit freundlicher Unterstützung der Industrie- und Handelskammer Heilbronn

Stand: November 2019