Dr. Peter Brinkmann und Dr. Annemarie Brinkmann lächeln in Kamera
Dr. Peter Brinkmann, Dr. Annemarie Brinkmann ©  TKT Kunststoff-Technik GmbH

Herr Brinkmann, Sie haben vor etwa drei Jahren die TKT Kunststoff-Technik GmbH übernommen. Warum?

Brinkmann: Das hatte ganz praktische Gründe. Ich bin Chemiker und mein Branchenfokus war immer Chemie, Kunststoffe und Maschinenbau. Mit einer Neugründung, also praktisch bei null anzufangen, bedeutet in dieser Branche etwa vier bis fünf Jahre Vorlaufzeit. Und dann weiß man immer noch nicht, ob man auf dem richtigen Weg ist. Also war meine Überlegung, in ein bestehendes Unternehmen einzusteigen, das einen gewissen Markt und ein Profil hat, worauf man aufbauen kann.

Wie sind Sie bei der Suche nach einem geeigneten Unternehmen vorgegangen?

Brinkmann: Mein Suchprofil sah folgendermaßen aus: Unternehmen im Bereich thermoplastische Kunststoffe, Kunststoffspritzguss und Maschinenbau, Größenordnung bis maximal rund 150 Mitarbeiter. Die Frage des Standorts hing u.a. davon ab, ob meine Frau in der Region als Juristin eine berufliche Perspektive haben würde.

Ich habe dann im ersten Schritt im privaten Umfeld und über die regionale IHK-Börse in Oberbayern gesucht. Im weiteren Verlauf bin ich auf die nexxt-change-Börse gestoßen und habe damit zunächst auch am meisten gearbeitet, weil ich hier die Profile und die Beschreibungen genauer auf mich zuschneiden und nach Postleitzahlen suchen konnte. Praktisch war auch, dass man automatisch benachrichtigt wurde, wenn ein passendes Angebot eingestellt wurde. Letztlich hat sich dann aber der Kontakt zu dem Unternehmen hier in Bad Laer eher zufällig über vier, fünf Ecken ergeben.

Sie haben sich nach langer Suche für ein Unternehmen entschieden, das weitab von Ihrem bayerischen Wohnort lag. Was war ausschlaggebend?

Brinkmann: Bei der Unternehmenssuche waren für mich die folgenden Fragen entscheidend: Passe ich zum Unternehmen? Zu den Mitarbeitern und dem Umfeld? Wie sieht meine Frau und Mitgesellschafterin das? Haben das Unternehmen und sein Geschäftsfeld eine langfristige Perspektive? Und nicht zuletzt: Häufig stand der Verkaufspreis nicht im Verhältnis zum Ertrag. Bei Letzterem hat es in den meisten Fällen geklemmt. Bevor ich 2013 hier bei der TKT Kunststoff-Technik GmbH eingestiegen bin, habe ich zwei Jahre lang in rund 45 Unternehmen Gespräche mit den Inhabern geführt. Ich habe praktisch jedes zweite Wochenende ein Unternehmen besucht. Und selbst wenn die Rahmenbedingungen stimmten, lag es letztlich oft am Kaufpreis, dass die Verhandlungen gescheitert sind. Dass es damals dann mit dem Unternehmen hier in Bad Laer funktionierte, lag eben auch daran, dass der Kaufpreis angemessen und durch unsere privaten Rücklagen, einen ERP-Kredit über die KfW und zwei weitere Förderinstrumente für mich finanzierbar war.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie damals übernommen?

Brinkmann: Rund 60. Schon bevor wir den Kaufvertrag unterschrieben haben, hatte ich die Möglichkeit, mit den maßgeblichen zwölf Angestellten jeweils ein persönliches Gespräch zu führen. Dadurch wusste ich, dass wir zueinander passen. Einer der drei Alteigentümer, der ehemalige technische Geschäftsführer, begleitet mich auch heute noch. Er war das erste Jahr in Vollzeit tätig und danach als Berater, obwohl er schon auf die 70 zugeht. Diese Art des Übergangs habe ich sehr geschätzt, und es funktioniert auch weiterhin sehr gut.

Wie sah dieser Übergang aus? Wurden Sie zum Beispiel bei den Kunden eingeführt?

Brinkmann: Wir haben sieben, acht Schlüsselkunden, die von dem vormaligen Geschäftsführer und Gesellschafter, der auch jetzt noch an Bord ist, bereits schon im Vorfeld sensibilisiert wurden. Das heißt, er hat klar gesagt, dass er den Betrieb aus Altersgründen abgeben möchte und einen jüngeren Nachfolger sucht. Und als dann feststand, dass ich den Betrieb übernehmen werde, haben wir gemeinsam alle Kunden angeschrieben und die Hauptkunden persönlich besucht mit dem Ergebnis, dass alle durchweg positiv reagiert haben.

Wie sah es mit der Produktlinie des Unternehmens aus? Gab oder gibt es hier aus Ihrer Sicht Änderungsbedarf?

Brinkmann: Die Produktlinie im Unternehmen war für mich von vornherein so, dass ich darauf aufbauen kann. Das war für mich auch ein Argument, hier einzusteigen. Ich fokussiere in Zukunft vielleicht noch stärker auf technische Anwendungen und auf systemische Baugruppen – also nicht nur auf einzelne Teile, die wir bauen, sondern montierte Baugruppen.

Wir haben außerdem die Konstruktion ausgebaut, so dass wir nun für unsere Kunden planerische Vorarbeiten erledigen können. Darüber hinaus mussten wir uns leider von einigen Mitarbeitern trennen. Alles in allem habe ich aber nicht grundsätzlich das Ruder herumgerissen, sondern versucht, auf dem Bestehenden aufzubauen.

Ihre Frau ist Mitgesellschafterin. Welche Rolle spielt sie im Unternehmen?

Brinkmann: Meine Frau ist Juristin und steht beruflich auf eigenen Füßen. Aber mein Schritt in die Selbständigkeit, der Einstieg in den laufenden Betrieb und der Umzug von Oberbayern nach Bad Laer waren nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie - wir haben vier Kinder - eine große Herausforderung. Da sollte man schon einer Meinung sein.

Was würden Sie anderen nachfolgeinteressierten Gründern raten?

Brinkmann: Meine Empfehlung lautet: Suchen Sie sich Expertenunterstützung, um die Eigentumsübertragung so professionell wie möglich „über die Bühne zu bringen". In dieser schwierigen Konstellation, wo jemand sich von seinem Lebenswerk trennt: Wie formuliere ich da zum Beispiel einen Letter of Intent? Da braucht es kompetenten Rat. Zum Glück haben wir auch in diesen Dingen einen Steuerberater, der uns damals sehr unterstützt hat.

Wie sehen Ihre nächsten unternehmerischen Schritte aus?

Brinkmann: Ich möchte Neukunden akquirieren und unser Geschäft weiter organisch und durch Zukauf ausbauen. Das heißt, ich werde voraussichtlich noch einen weiteren, kleineren Betrieb übernehmen. Geschäftlich kann es durchaus von Vorteil sein, wenn man Angebote kombiniert. Aber diese Überlegungen laufen bisher noch etwas nebenher. Da gebe ich noch kein Vollgas.

Stand: April 2016